Freitag, 29. September 2023

Maschine

Das grösste Kompliment, das ich erhalten habe: You are a machine. Gesagt mit grosser Verneigung von einem Japaner. Ja, die Japaner verehren alte Leute, und ich hoffe als Mentor Beispiel für viele andere Leute zu sein. 
 
Wenn wir schon beim Storytelling sind: gestern hatte ich wieder meine zwei virtuellen Helfer dabei, die alles Mögliche erfunden haben, um mich ins Ziel zu lotsen. 
 
Die Aufgabe war nicht ganz einfach: Einmal habe ich mich leicht verlaufen; ich habe dann im Camp von anderen Läufern gehört, dass auch für sie diese Stelle nicht eindeutig markiert war. 
 
Zudem bin ich kurz nach Nachteinbruch ins Ziel eingelaufen. Um diese Zeit war die Strecke sehr schwer zu erkennen. Zuerst mal das Dämmerungslicht, dann die rosaroten Fähnleine, die vor dem okra-Landschafthintergrund schwer zu erkennen waren, und dann die sadistisch angelegte letzte - technisch schwierige - Sektion, die volle Aufmerksamkeit verlangte. Na ja, im Schrittempo bin ich kurz nach 12 Stunden glücklich ins Ziel eingelaufen. 
 
Die Strecke war sehr schön, aber eben technisch schwierig - eindeutig abweichend vom Kurs, den ich vor 11 Jahren gelaufen bin. Das hiess: mental immer wieder fokussieren und das Tempo anpassen. 
 

 
Nochmals Salzflächen
 
Ich bin relativ schnell gestartet, am zweiten Checkpoint war ich an 9. Stelle, habe dann entschieden das Tempo deutlich zu drosseln und in der Mittagshitze es gemütlich zu nehmen. Anscheinend sind die Temperaturen bis auf über 50 Grad gestiegen: es war einfach heiss, ich kann nicht sagen, wie heiss. Ich habe meine üblichen Strategien eingesetzt und bin gut durchgekommen. Eine schöne Überraschung hatten wir am 3. Checkpoint, wo wir Cola erhalten haben (wie auch vorgestern Abend) als Belohnung für das Aushalten der Hitze. Dieses Jahr werden wir echt verwöhnt
 
 
Langsam unterwegs in der Mittagshitze
 
Nicht nur die Hitze hat mich gebremst, sondern auch eine aufkommende Blase unter dem linken Fuss. Ich musste an zwei Checkpoints länger anhalten, um sie verarzten zu lassen. Das kann man auch positiv sehen: dadurch habe ich mich etwas erholen können. Und hier im Camp bin ich bei weitem nicht der Einzige, der herumhumpelt. Nun heisst es, den Magen zu füllen, Schatten zu suchen und Freundschaften zu pflegen. Und Pläne schmieden mit neuen Bekanntschaften, die mich im Engadin besuchen werden. 
 
Für die Statistik-Interessierten: Gestern bin ich an 19. Stelle eingelaufen, im Gesamtklassement liege ich an 21. Stelle und habe einen Vorsprung von 7 Stunden auf den 4 Jahre jüngeren Konkurrenten in meiner Alterskategorie 60plus. Das heisst: morgen einmal mehr geniessen bis ins Ziel in San Pedro oder anders ausgedrückt: keep on running and smiling!



 
Blasenpflege am Checkpoint 4


 

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